Literaturerbe


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Vermittlungsformat partizipativ

Was ist Partizipation? Der Begriff »Partizipation« kommt aus dem Lateinischen (participatio) und bedeutet »Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung« oder »Beteiligung«. Übertragen auf die Kultur ist Partizipation idealerweise eine kulturelle Teilnahme, die über eine passive Teilhabe am Kulturangebot hinausgeht, also eine aktive Beteiligung und Mitarbeit der Rezipient*innen an den kreativen Inhalten des Kulturangebots.

Partizipative Vermittlungsformate, die Ideen, Meinungen und Inhaltsbeiträge der Besucher*innen berücksichtigen, damit diese sich aktiv einbringen und den Prozess mitgestalten können, initiieren einen Dialog zwischen den Teilnehmer*innen und den Veranstalter*innen. Nicht das Ergebnis steht im Mittelpunkt, sondern der Prozess und somit ein gemeinsamer Weg zum Ergebnis.[1]

Projekte können mit einem unterschiedlichen Grad an Partizipation gestaltet werden. Wenn Besucher*innen ein Feedback oder ihre Meinung abgeben, Objekte oder Ideen beisteuern, ist aktive Teilhabe gegeben, jedoch in geringem Maße. Dann handelt es sich um »Contribution«, eine Mitarbeit.[2] Werden Rezipient*innen intensiver involviert und zur Mitarbeit motiviert, beispielsweise indem sie vor der Projektentwicklung befragt werden und ihre Ideen und Wünsche in die Planung einfließen, ist es »Collaboration«, eine Zusammenarbeit. Die Initiative geht hier von der Einrichtung aus und Besucher*innen werden zu Expert*innen. [3] Projekte können auch gemeinsam entwickelt werden. Eine Partner*innenschaft zwischen der Einrichtung und den Teilnehmenden entsteht. Der Prozess kann von beiden Seiten initiiert und Projektziele sowie Inhalte können auf die jeweiligen Bedarfe angepasst werden. Das wäre »Co-Creation«, eine Mitbegründung.[4]

Doch wie kann Partizipation in literarischen Einrichtungen initiiert werden?

Eine wichtige Frage ist die nach der Zielgruppe: An wen richtet sich das Angebot? Im besten Fall gibt es eine*n Kooperationspartner*in wie z. B. eine Schule, eine VHS, eine Bibliothek, ein Jugend-, ein Kultur- oder ein Soziokulturelles Zentrum. Falls es noch keine Kooperation gibt, schauen Sie sich vor Ort um: Welche Einrichtung bietet sich an? Nehmen wir an, es soll eine Kooperation mit einer Schule initiiert werden. Dann lohnt sich ein Blick in die Rahmenlehrpläne. Vielleicht finden sich schnell Anknüpfungspunkte zum Thema Literaturerbe und einem der Unterthemen. Es muss nicht zwangsläufig der Deutschunterricht sein, in dem ein Projekt stattfindet. Geschichtsunterricht, Darstellendes Spiel, Religion, Politische Bildung, Musik oder Kunst bieten zahlreiche Möglichkeiten. Besteht bereits Kontakt zu engagierten Lehrer*innen, Kreisfachberater*innen für Kulturelle Bildung oder Kulturbeauftragten, die gezielt angesprochen werden können? Gemeinsam können Ideen entwickelt und Projekte umgesetzt werden. Falls keine Kontakte bestehen, können Sie Ansprechpartner*innen in Ihrer Region recherchieren und mit konkreten Ideen auf ausgewählte Schulen zugehen.

Und wie kann Partizipation im Zuge unseres Projekts konkret in den Einrichtungen aussehen?

– Eine Zusammenarbeit von Schüler*innen und Schriftsteller*innen z. B. im Rahmen einer Schreibwerkstatt oder eines Workshops: Gemeinsam wird eine Fragestellung diskutiert und thematische Texte werden produziert. Welches Unterthema passt zu Ihrer Einrichtung? Welche Fragestellung könnte die Schüler*innen interessieren? Welche zeitgenössischen Autor*innen eignen sich thematisch? Gehen Sie mit einem konkreten Thema auf eine Lehrperson zu und entwickeln Sie gemeinsam Fragstellungen für die Schüler*innen und suchen Sie passende Autor*innen aus, die Sie einladen können.

– Ein Archivbesuch mit einem konkreten Arbeitsauftrag: Ein ausgewähltes Objekt steht im Fokus, das herausgesucht, kontextualisiert und kritisch hinterfragt wird. Es kann auch eine Verbindung zwischen dem Objekt und dem Ort hergestellt werden. Besucher*innen können eine eigene Geschichte erzählen, z. B. in Form eines Textes, mit Fotos, einem Video oder einer Collage. Haben Sie einen Archivgegenstand, der an die nächste Generation weitergegeben werden soll? In welchem Bezug steht dieser zu dem ausgewählten Unterthema? Welche Relevanz hat es für die Schüler*innen und die Gegenwart? Sie können auch eine Lehrkraft zu sich einladen und zusammen Objekte aussuchen und Ideen sammeln.

– Erstellung gemeinsamer Zeitkapseln: Schüler*innen stellen Zeitkapseln mit ihrem persönlichen Literaturerbe zum Beispiel in Form eines Briefs oder Videos zusammen. Es können begleitende Texte entstehen. Fragen könnten sein: Was verstehe ich unter Literaturerbe? Hat dieser Ort eine besondere Ausstrahlung? Was finde ich hier im Archiv (o. ä.) wertvoll, den Nachfolge-Generationen mitzuteilen? Was davon interessiert mich persönlich? Finde ich es überhaupt wichtig, dass Literaturerbe immer weitergegeben wird? Warum?

– Ein Museumskoffer könnte außer Haus ausgewähltes Literaturerbe in den Fokus rücken. So können Sie auch Schulen oder andere Partner*innen erreichen, die aus zeitlichen oder logistischen Gründen nicht zu Ihnen kommen können.

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Vermittlungsformat digital

Was ist digitale Vermittlung? Wie funktionieren digitale Orte für Literatur? Digitale Vermittlung umfasst ein großes Spektrum: von interaktiv zu intuitiv bis hin zu multimedial. Meist ist ein großer technischer Aufwand erforderlich. Digitale Angebote in der Kulturvermittlung bieten jedoch auch neue Arten des Lernens, Erlebens und Partizipierens. Sie sprengen die Grenzen unterschiedlicher Disziplinen oder gar Nationen, schaffen weitreichende Zugänge. Das digitale Vermittlungsformat kann literarisches Erbe auch außerhalb von Archiven, Depots oder Ausstellungsräumen sichtbar machen.

Eine kulturelle Einrichtung kann z. B. einen Podcast, eine Video-Zeitkapsel, eine interaktive Landkarte, eine online zugängliche Recherchestation oder einen Comic mit einer App kreieren, einen Kurzfilm drehen, einen Social Media Walk organisieren oder Teil einer Virtual oder Augmented Reality werden, also eine virtuelle Begegnungsstätte ins Leben rufen. Digitale Räume können sich immer wieder verändern und weiterentwickeln. Man muss Dinge ausprobieren, denn nur der Versuch macht klug. Anke von Heylschrieb: »Es muss immer jemand erstmal eine Idee haben und dann auch dranbleiben, sie umsetzen.«[1]

Das geeignete digitale Vermittlungsformat muss jedoch zunächst gefunden werden: Welches wollten Sie schon immer Mal ausprobieren? Welches würde Ihre Zielgruppe interessieren? Trauen Sie sich! Wichtig ist, dass ein digitales Vermittlungsformat Analoges ergänzen oder auch ersetzen muss und nicht nur digital sein sollte um der Digitalisierung willen.

Digitale Kulturvermittlung ist eine Chance, auch jüngere Nutzer*innengruppen anzusprechen. Diese interessieren sich immer weniger für verstorbene Autor*innen oder vergangene Literaturen. Es scheint für sie schwer, Bezüge zwischen diesen und der Gegenwart herzustellen, der eigenen Lebensrealität. Der Literaturbetrieb hat also mit dem Vorwurf zu kämpfen, konservativ oder antiquiert zu sein. Vielleicht sogar stagnierend? Literatur als kulturelles Erbe braucht neue Ansätze der Vermittlung. Sie braucht Aufmerksamkeit, die mit digitalen Methoden oft einfacher erreicht werden kann. Insbesondere für den ländlichen Raum ist die Orts- und Zeitunabhängigkeit der meisten digitalen Angebote ein entscheidender Faktor. Auch die Bundesregierung formulierte in ihrer Agenda von 2014–2017 das Ziel, »Deutschland zu einem digitalen Kulturland weiter[zu]entwickeln.«[2]

Eine große Angst bei vielen Überlegenden oder Kritiker*innen ist, dass die »Aura« verloren geht, dass ein Original etwa seine Anziehungskraft verliert und es weniger Menschen sehen wollen. Jüngste Zahlen zeigen das Gegenteil: Museen verzeichnen wieder mehr Besucher*innen, Orte des Kulturerbes werden wieder mehr bereist. Menschen werden durch digitale Formate angesprochen und neugierig.[3]

Die Bewahrung des literarischen Erbes ist Auftrag literarischer Archive, Gesellschaften und Museen. Dieser Auftrag aus der Vergangenheit ist eine Vermittlungsaufgabe für die Zukunft. Digitale Vermittlungsformate bilden den Ausgangspunkt für eine innovative und zukunftsorientierte Präsentation von Museumsobjekten, Archivalien, Nachlässen und Bibliotheksgütern.

Insbesondere kleinere oder ländliche Kultureinrichtungen haben jedoch aus zeitlichen, finanziellen oder personellen Gründen Probleme, sich mit Digitalisierungsformaten auseinanderzusetzen und sie in ihrer Einrichtung auszuprobieren. Hier können zum Beispiel folgende Webseiten helfen: digicult-verbund.de, museum-digital.de, kubi-online.de sowie Kooperationen mit bereits erfahreneren Einrichtungen.

Simone Eick, Direktorin des Deutschen Auswandererhauses im Bremerhaven, sagte in einem Interview mit museum4punkt0, einem Verbund für digitale Kulturvermittlung, etwa zusammenfassend über Virtual Reality als digitale Methode: »In unserem Experiment erwies sich Virtual Reality als effektive Methode, bei den BesucherInnen positive Emotionen zu wecken und ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. So wurden die VR-Anwendungen als unterhaltsamer und vergnüglicher empfunden als die traditionellen Präsentationsformen mit Texttafeln und Hörstationen. Diese positiven Empfindungen beziehen sich auf das Vermittlungsinstrument als solches und nicht auf den ernsten Inhalt, der damit transportiert wird. VR kann somit einen wertvollen Beitrag zur Zufriedenheit der BesucherInnen leisten. Dabei schätzten die StudienteilnehmerInnen insbesondere die Möglichkeit, durch interaktive Elemente die virtuelle Welt selbst beeinflussen zu können, statt nur passiv daran teilzuhaben.«

Partizipative Vermittlungsformate, die Ideen, Meinungen und Inhaltsbeiträge der Besucher*innen berücksichtigen, damit diese sich aktiv einbringen und den Prozess mitgestalten können, initiieren einen Dialog zwischen den Teilnehmer*innen und den Veranstalter*innen. Nicht das Ergebnis steht im Mittelpunkt, sondern der Prozess und somit ein gemeinsamer Weg zum Ergebnis.[1]

Projekte können mit einem unterschiedlichen Grad an Partizipation gestaltet werden. Wenn Besucher*innen ein Feedback oder ihre Meinung abgeben, Objekte oder Ideen beisteuern, ist aktive Teilhabe gegeben, jedoch in geringem Maße. Dann handelt es sich um »Contribution«, eine Mitarbeit. Werden Rezipient*innen intensiver involviert und zur Mitarbeit motiviert, beispielsweise indem sie vor der Projektentwicklung befragt werden und ihre Ideen und Wünsche in die Planung einfließen, ist es »Collaboration«, eine Zusammenarbeit. Die Initiative geht hier von der Einrichtung aus und Besucher*innen werden zu Expert*innen.Projekte können auch gemeinsam entwickelt werden. Eine Partner*innenschaft zwischen der Einrichtung und den Teilnehmenden entsteht. Der Prozess kann von beiden Seiten initiiert und Projektziele sowie Inhalte können auf die jeweiligen Bedarfe angepasst werden. Das wäre »Co-Creation«, eine Mitbegründung.

Doch wie kann Partizipation in literarischen Einrichtungen initiiert werden?

Eine wichtige Frage ist die nach der Zielgruppe: An wen richtet sich das Angebot? Im besten Fall gibt es eine*n Kooperationspartner*in wie z. B. eine Schule, eine VHS, eine Bibliothek, ein Jugend-, ein Kultur- oder ein Soziokulturelles Zentrum. Falls es noch keine Kooperation gibt, schauen Sie sich vor Ort um: Welche Einrichtung bietet sich an? Nehmen wir an, es soll eine Kooperation mit einer Schule initiiert werden. Dann lohnt sich ein Blick in die Rahmenlehrpläne. Vielleicht finden sich schnell Anknüpfungspunkte zum Thema Literaturerbe und einem der Unterthemen. Es muss nicht zwangsläufig der Deutschunterricht sein, in dem ein Projekt stattfindet. Geschichtsunterricht, Darstellendes Spiel, Religion, Politische Bildung, Musik oder Kunst bieten zahlreiche Möglichkeiten. Besteht bereits Kontakt zu engagierten Lehrer*innen, Kreisfachberater*innen für Kulturelle Bildung oder Kulturbeauftragten, die gezielt angesprochen werden können? Gemeinsam können Ideen entwickelt und Projekte umgesetzt werden. Falls keine Kontakte bestehen, können Sie Ansprechpartner*innen in Ihrer Region recherchieren und mit konkreten Ideen auf ausgewählte Schulen zugehen.

Und wie kann Partizipation im Zuge unseres Projekts konkret in den Einrichtungen aussehen?

– Eine Zusammenarbeit von Schüler*innen und Schriftsteller*innen z. B. im Rahmen einer Schreibwerkstatt oder eines Workshops: Gemeinsam wird eine Fragestellung diskutiert und thematische Texte werden produziert. Welches Unterthema passt zu Ihrer Einrichtung? Welche Fragestellung könnte die Schüler*innen interessieren? Welche zeitgenössischen Autor*innen eignen sich thematisch? Gehen Sie mit einem konkreten Thema auf eine Lehrperson zu und entwickeln Sie gemeinsam Fragstellungen für die Schüler*innen und suchen Sie passende Autor*innen aus, die Sie einladen können.

– Ein Archivbesuch mit einem konkreten Arbeitsauftrag: Ein ausgewähltes Objekt steht im Fokus, das herausgesucht, kontextualisiert und kritisch hinterfragt wird. Es kann auch eine Verbindung zwischen dem Objekt und dem Ort hergestellt werden. Besucher*innen können eine eigene Geschichte erzählen, z. B. in Form eines Textes, mit Fotos, einem Video oder einer Collage. Haben Sie einen Archivgegenstand, der an die nächste Generation weitergegeben werden soll? In welchem Bezug steht dieser zu dem ausgewählten Unterthema? Welche Relevanz hat es für die Schüler*innen und die Gegenwart? Sie können auch eine Lehrkraft zu sich einladen und zusammen Objekte aussuchen und Ideen sammeln.

– Erstellung gemeinsamer Zeitkapseln: Schüler*innen stellen Zeitkapseln mit ihrem persönlichen Literaturerbe zum Beispiel in Form eines Briefs oder Videos zusammen. Es können begleitende Texte entstehen. Fragen könnten sein: Was verstehe ich unter Literaturerbe? Hat dieser Ort eine besondere Ausstrahlung? Was finde ich hier im Archiv (o. ä.) wertvoll, den Nachfolge-Generationen mitzuteilen? Was davon interessiert mich persönlich? Finde ich es überhaupt wichtig, dass Literaturerbe immer weitergegeben wird? Warum?